6.10.2025

Mathilde allein in Bern

Autonome Shuttlefahrt durch das historische Stadtzentrum, umgeben von Fußgängern und klassischer Architektur.

Die drei geben mächtig Gas. Lara Amini, Amin Amini und Claudio Panizza haben ihr Startup Loxo 2021 gegründet. Heute zählt das Unternehmen zu den spannendsten Logistikpionieren Europas und arbeitet mit Partnern wie Planzer, Amag, Migros zusammen. 

Bekannt wurde Loxo 2023 mit dem Loxo Alpha, dem ersten vollautomatisiert fahrenden Fahrzeug der Schweiz. Zwischen der Migros in der Mall of Switzerland und dem Schindler-Campus in Ebikon transportierte er Waren über eine kurze Strecke – stets unter den wachsamen Augen des Bundesamts für Strassen (ASTRA). Die positiven Erfahrungen ebneten den Weg für das nächste Kapitel: Mathilde, ein umgerüsteter VW ID. Buzz, der heute in Bern selbstfahrend unterwegs ist.

Partnerschaft mit Planzer

Möglich wurde das Projekt auch durch die enge Zusammenarbeit mit Planzer. Das traditionsreiche Logistikunternehmen setzt seit Jahren auf innovative Technologie – bereits 2014 nahm es als eines der ersten Logistikunternehmen in der Schweiz einen Elektro-LKW in Betrieb. Für Nils Planzer ist das Pilotprojekt ein logischer Schritt: «Gemeinsam mit Loxo wollen wir den Grundstein für eine nachhaltige, datengetriebene City-Logistik legen.»

Doch wie schafft ein junges Startup, was selbst Tech-Giganten bisher nicht erreicht haben – eine Ausnahmegenehmigung für den hochautomatisierten Betrieb auf öffentlichen Schweizer Strassen? Bei unserem Besuch in Bern fragen wir Mitgründerin Lara Amini genau das. Sie sagt: «Der grösste Brocken bei solchen Projekten ist stets die Zertifizierung.» Genau da könne Loxo seine Stärke ausspielen, so Lara. 

Das Team verfügt nämlich über profunde Kenntnisse der europäischen Sicherheitsstandards. Claudio bringt seine Erfahrung als Safety Engineer ein, Amin seine als Mitgründer von CertX und Mitverfasser der ISO-Sicherheitsstandards sowie der Schweizer Regulierungen für hochautomatisiertes Fahren. Entsprechend sei die Zusammenarbeit mit dem ASTRA stets sehr ergebnisoffen aber zugleich zielführend verlaufen, so Lara. 

Mathilde rollt durch Bern

Seit ihrer Jungfernfahrt im September 2024 ist Mathilde ein fester Bestandteil der innerstädtischen Logistik in Bern geworden. Täglich transportiert der ID. Buzz transportiert täglich mit Paketen gefüllte Wechselkisten vom Bahnknoten Planzer an der Murtenstrasse zu verschiedenen Umsteigepunkten in der Innenstadt.

Dort werden die in Zusammenarbeit mit Kyburz entwickelten Wechselboxen auf elektrische Dreiräder umgeladen und von den Planzer-Fahrerinnen und -Fahrern an die Endkunden ausgeliefert. Pakete werden so weitgehend emissionsfrei direkt bis zur Haustür geliefert. 

Aber auch die Fahrer von Planzer profitieren von Mathilde. Da sie weniger Zeit mit dem Transport von Waren verbringen müssen, können sie sich mehr auf den Kontakt mit den Kunden konzentrieren - etwas, das dem Familienunternehmen sehr wichtig ist.

Akzeptanz als Schlüsselfaktor

Damit entkräftet Planzer einen Vorbehalt, der gerne ins Feld geführt wird – nämlich, dass KI-Systeme Arbeitsplätze vernichten würden. Schliesslich ist es nicht zuletzt die Akzeptanz der Bevölkerung, künftig die Strassen mit autonomen Fahrzeugen zu teilen, die darüber entscheidet, ob sich dieses und ähnliche Projekte durchsetzen werden. 

Deshalb untersucht die HSG (Universität St. Gallen) während des zweijährigen Pilots auch, wie Menschen auf Mathilde reagieren und welche Vorbehalte sie gegenüber autonomen Fahrzeugen hegen. 

Bisher verläuft alles nach Plan und sogar Bundesrat Albert Rösti hat in einem Interview gesagt, dass er sofort als Passagier in den Loxo-Bus steigen würde. Für den sicheren und zuverlässigen Pilotbetrieb sorgt neben der Software auch die richtige Hardware, insbesondere KI-fähige Steuerungsrechner und Sensoren wie Kameras, Lidar oder Radar. Loxo verlässt sich bei den Hardwarepartnern auf Unternehmen, die Erfahrung im autonomen Fahren mitbringen. Dazu zählt Syslogic. 

Die Embedded-Spezialistin hat für Mathilde einen KI-gesteuerten Fahrzeugcomputer geliefert. Claudio, CTO bei Loxo, erklärt: «Der Syslogic Rechner koordiniert den Start und das Herunterfahren des Gesamtsystems, unterstützt die Sensorsynchronisation, die Sensor- und Zustandsüberwachung und steuert Fernunterstützungsfunktionen bei ungeplanten Ereignissen.» Loxo hat sich für Syslogic als Hardwarelieferantin entschieden, weil das Unternehmen Embedded-Systeme speziell für den mobilen Einsatz entwickelt. Ein wichtiger Punkt war aber auch die geografische Nähe. 

Claudio sagt: «Die Syslogic Ingenieure und unsere Entwickler haben während des Design-in sehr nahe zusammengearbeitet.» Diese Nähe sei zentral gewesen. Das Projekt sei nur zu Stande gekommen, weil alle involvierten Partner in typisch schweizerischer Manier zielgerichtet zusammengearbeitet hätten.

Zweiter ID. Buzz in den Startlöchern

Nach dem erfolgreichen Start in Bern steht ein weiteres Pilotprojekt ausserhalb der Schweiz unmittelbar bevor. Vor einigen Wochen waren die deutschen Behörden in der Schweiz – um zu sehen, wie sich Mathilde in der Praxis behauptet. Sie hat dabei auf der ganzen Linie überzeugt. Bei unserem Besuch ist die Freude darüber deutlich zu spüren. Der zweite ID. Buzz, der bereits sein deutsches Kennzeichen trägt, erhält in der Loxo-Werkstatt in Fribourg gerade den letzten Schliff. Das Fahrzeug verfügt weitgehend über die bewährte Technologie von Mathilde. Auch hier kommt ein KI-Vehicle-Computer von Syslogic zum Einsatz.  

Syslogic CEO Raphael Binder sagt: «Es macht mich immer wieder stolz, wenn ich sehe in welchen Projekten unsere Embedded-Systeme eingesetzt werden.» Loxo teile die gleiche Überzeugung wie Syslogic und wolle die Welt mit Leidenschaft und Technologie ein kleines Stück weiterbringen, so Raphael. Entsprechend freue er sich auf eine weiterhin tolle Zusammenarbeit mit Loxo. 

Dort tönt es ähnlich und zum Abschied verrät uns Claudio, dass ein zweites Projekt bereits weit fortgeschritten sei. Dabei handle es sich wieder um ein hochautomatisiertes Fahrzeug für den städtischen Raum, diesmal jedoch nicht für die Logistik. Wir werden die drei Entrepreneurs auf jeden Fall auf ihrem weiteren Weg begleiten und sind bereits heute gespannt, was sie uns als nächstes aus dem Hut zaubern werden.

Warum ist das wichtig?

Eingebettete Intelligenz als Grundlage des autonomen Fahrens

Mathilde zeigt, dass zuverlässige Embedded-Systeme das Rückgrat von autonomen Fahrzeugen sind. Ohne KI-fähige Fahrzeugrechner - wie die von Syslogic - wäre eine präzise Sensorfusion und Systemüberwachung im realen Betrieb nicht möglich. Fortschritte beim autonomen Fahren hängen unmittelbar von robuster Embedded-Technologie ab.

Datengesteuerte urbane Logistik der Zukunft

Die Zusammenarbeit zwischen Loxo, Planzer und Syslogic stellt ein neues Modell für eine nachhaltige, datengesteuerte Stadtlogistik dar. Autonome Lieferfahrzeuge wie der ID. Buzz Mathilde reduzieren Emissionen, entlasten die Städte und steigern die Effizienz der letzten Meile.

Schweizer Pionierarbeit mit europäischer Ausstrahlung

Die erfolgreiche Zulassung und der sichere Pilotbetrieb machen Loxo zum Schweizer Pionier im hochautomatisierten Fahren. Regulatorische Kompetenz, eingebettetes Know-how und enge Zusammenarbeit schaffen Vertrauen - und ebnen den Weg für eine skalierbare autonome Mobilität in ganz Europa.

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