
Kürzlich hatten wir Besuch von Walter Gloor, einem unserer Gründerväter. Zusammen mit unserem ehemaligen Geschäftsführer und heutigen Verwaltungsratspräsidenten Christian Binder erinnerte er sich an die Anfänge von Syslogic. Zudem stiegen die beiden gemeinsam ins Lager und förderten erstaunliche Schätze zu Tage.

Walter Gloor hatte zusammen mit Dr. Frank J. Furrer 1980 die Furrer + Gloor AG gegründet, aus der später Syslogic hervorging. Die beiden hatten sich während des ETH-Studiums kennengelernt. Als sich ihre Wege später erneut kreuzten, war für beide klar, dass sie gemeinsam ihre eigene Firma gründen würden. Die Computertechnologie befand sich damals noch in den Kinderschuhen. Unternehmen wie Grossbanken oder Versicherungen setzten auf Grossrechner von IBM, Digital Equipment oder Honeywell. Der elektronische Datenaustausch zwischen diesen Systemen war so gut wie nicht möglich.
Genau da setzten die beiden Pioniere Frank Furrer und Walter Gloor an. Sie haben Interface-Hardware entwickelt, die den Datenaustausch zwischen Großrechnern ermöglichte. Damit machten sich die beiden schnell einen Namen. Innert Kürze lieferten sie Workstations für rund 25 Banken – von Rom bis Oslo. Diese Workstations wurden im Devisenhandel eingesetzt. Sie vernetzten interne Bankdienste mit externen Diensten wie Reuters oder Telekurs.
Aus diesen Workstations ging der europaweit vertriebene und damals sehr populäre EUROLOG-Microcomputer-Kartenbaukasten hervor. Dabei hatte die Elektronikentwicklung und -fertigung ihren Anfang in der elterlichen Werkstatt der Familie Gloor, untergebracht in einer Garage, genommen. Wir fühlen uns unweigerlich an die Story eines anderen IT-Pioniers erinnert.
Frank Furrer und Walter Gloor wurden beim damals führenden Elektronikdistributor Stolz AG auf den Zauberlehrling Christian Binder aufmerksam. Dieser interessierte sich brennend für alles, was mit Computern zu tun hatte. Dank seinem Arbeitgeber hatte er Zugang zu den besten Rechnersystemen der damaligen Zeit. Im Selbststudium eignete sich Christian erste IT-Kenntnisse an und begann in seiner Freizeit damit, Anwendungen zu programmieren. Gleichzeitig verfügte der junge Stolz-Mitarbeiter über verkäuferisches Flair, was Frank Furrer und Walter Gloor dazu bewog, Christian Binder in ihre Firma zu holen.
Walter erinnert sich: «Wir waren zwei Ingenieure, getrieben von der Faszination für Technologie.» Um den Vertrieb hätten sie sich höchstens nebenbei gekümmert, so Walter. Entsprechend dankbar waren sie, diese Aufgabe ihrem neuen Mitarbeiter Christian zu übergeben. Damit läutet die Geburtsstunde der heutigen Syslogic. Diese wurde anfänglich als reine Vertriebsfirma für Furrer + Gloor gegründet. 1997 wurde Furrer + Gloor in die Syslogic überführt, dies im Rahmen eines Management-Buy-outs durch Christian.
Christian und Walter schauen gerne zurück. «Das war damals für beide Seiten ideal», sagen sie einstimmig. Christian freute sich, mit Syslogic durchzustarten. Walter und sein gleichberechtigter Mitgründer Frank Furrer wiederum konnten sich wieder vollumfänglich ihrer Technologiebegeisterung widmen. Walter sagt: «Wir hatten so viel erreicht, die Übergabe an Christian war für uns eine Erleichterung.» Während Walter selbstständiger Berater wurde, selbstverständlich mit eigenem Labor und Engineeringbüro in seinem Haus, gab Frank Furrer diverse Fachbücher heraus und nahm eine Professur an der technischen Hochschule in Dresden an. Noch heute treffen sich die beiden Gründer und Freunde regelmässig und tauschen sich bei einem Glas Wein aus.
Bei seinem Besuch im Syslogic Hauptsitz im schweizerischen Baden-Dättwil hat Walter einen ganzen Karton mit alten Fotos dabei. Zusammen mit Christian schwelgt er in alten Erinnerungen. Die sind zu einem grossen Teil positiv, gewinnt man den Eindruck. Beim anschliessenden Rundgang durch die Produktion schwingt bei beiden Stolz mit, denn Syslogic hat es weit gebracht. Walter sagt: «Ich muss schmunzeln, wenn ich an die Anfänge in der Garage zurückdenke und sehe, wo Syslogic heute steht.»
Zu guter Letzt verdrücken sich Walter und Christian in die hinterste Ecke des Lagers und kommen mit leuchtenden Augen und drei Kartonschachteln zurück. In den Originalverpackungen befinden sich FG-Eurolog-Microcomputer-Karten. Darunter befindet sich eine Rechnerkarte EML/CPC3, die in über 12000 Stück produziert und europaweit verkauft wurde. Die Eurolog-Produktline umfasste etwa 40 verschiedene Karten und wurde in vielen industriellen Projekten eingesetzt, so in Maschinensteuerungen in Überwachungsanlagen oder im Schiffsbau.
Heute wird das Unternehmen Syslogic von Raphael Binder in zweiter Generation geleitet. Syslogic hat sich weltweit einen Namen gemacht mit KI-fähigen Embedded-Systemen für anspruchsvolle Märkte wie Bahn, Transport, Baumaschinen oder Automotive.




